Die „Flucht nach Ägypten“ in der historischen Weihnachtskrippe in Lichtenborn ist die fünfte Episode dieser Krippe und stellt eine Erzählung aus der Kindheit Jesu dar. Sie ist nur im Matthäusevangelium überliefert.

Flucht nach Ägypten – Kindermord zu Bethlehem

Im Matthäusevangelium Matthäus 2,13 heißt es unter anderem:

„Als sie aber hingezogen waren (Die heiligen drei Könige, Anmerkung des Verfassers), siehe, da erscheint ein Engel des Herrn dem Josef im Traum und spricht: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter zu dir und fliehe nach Ägypten, und bleibe dort, bis ich es dir sage! Denn Herodes wird das Kind suchen, um es umzubringen. Er aber stand auf, nahm das Kind und seine Mutter des Nachts zu sich und zog hin nach Ägypten.“

Den gesamten Wortlaut des betreffenden Teils des Matthäusevangeliums (Matthäus 2,13) findet man z.B. hier auf einer externen Website. Dort wird auch näher auf den anschließenden Kindermord zu Bethlehem eingegangen.

Apokryphen zur Fluch nach Ägypten

In Texten, die sich auf Schriften der Bibel beziehen, aber kein Teil der Bibel geworden sind, den sogenannten Apokryphen, wird die Flucht nach Ägypten weiter ausgeschmückt. Auch Künstler nahmen sich in ihren Werken dieser Ergänzungen an.

Demnach begleiteten vier Kinder die heilige Familie auf der Flucht. Drei der Kinder waren Jungen und unterstützten Josef, das vierte war ein Mädchen und half Maria.

Gemäß den Apokryphen vollbrachte der kindliche Jesus während und nach der Flucht viele Wunder. So z.B. besänftigte der kindliche Jesus einen Drachen und beschützte dadurch seine Eltern und Mitreisenden auf der Flucht. Ein anderes Mal, als die Fliehenden durstig waren, beugte sich eine Dattelpalme vor Maria und gab an ihrem Stamm eine Wasserquelle frei.

Der erste Blick auf die Szene 5, der „Flucht nach Ägypten“ in der historischen Weihnachtskrippe in Lichtenborn

In der „Epiphanie“ in Szene 4 der historischen Krippe hatte ich die Ankunft der heiligen drei Könige mit ihrem Gefolge und ihren wertvollen Geschenken ausführlich beschrieben. Dort hatte ich auch erwähnt, dass mit Ausnahme des Erzengels Gabriel alle in Lichtenborn vorhandenen Figuren zum Einsatz kommen.

Schon beim Betreten des Kirchenschiffes in Lichtenborn bemerkt man, dass in Szene 5 nun alles ganz anders ist. Die Könige sind verschwunden, und mit ihnen ist auch ihr ganzes Gefolge weg. Von der Menschenmenge, all dem Glanz und Prunk ist nichts mehr zu sehen. Stattdessen wirkt die Szene einsam und bedrückend.

Das ist auch verständlich, denn hier sind Menschen auf der Flucht, und eine Flucht ist immer eine leid- und angstvolle traurige Angelegenheit. In Szene 5 der historischen Weihnachtskrippe in Lichtenborn fliehen Maria und Josef aus Bethlehem nach Ägypten, um das ihnen anvertraute Jesuskind vor der Ermordung durch den herrschsüchtigen Kaiser Herodes zu retten.

Der Aufbau der Szene 5 in der historischen Weihnachtskrippe in Lichtenborn

Auch der Aufbau Szene 5 gliedert sich in drei Bereiche: Ganz links befindet sich der verlassene Stall, ganz rechts die Herberge, und etwa dazwischen im Vordergrund sind die Flüchtenden zu sehen.

Auch in dieser Szene erkennt man wieder, mit wieviel Liebe zum Detail und mit wieviel Menschenkenntnis und Sachverstand der Krippenbauer Gerd Staus seine Figuren aufgebaut hat:

In dem verlassenen Stall haben Hirten nun Schutz vor der Witterung gesucht. Sie sitzen auf Strohballen und unterhalten sich gerade mit einer Frau, die eine Kiepe auf ihrem Rücken trägt. Die Schafe der Hirten sind in der Nähe, und die Krippe hat ihre Aufgabe als Futtertrog wieder übernommen. Ein aufmerksamer Beobachter wird feststellen, dass der mit Stroh beladene Karren, der links neben dem Stall stand, verschwunden ist.

Dieser ist nun im mittleren Bereich des Aufbaus hinter den Esel gespannt. Vorne auf dem Karren sitzt nun Maria mit ihrem Kind im Arm. Der Esel und auch der Karren sind voll beladen mit den Geschenken und Gütern des täglichen Gebrauchs. Selbst die Wärmflasche, auf die ich in Szene 1 in meinem Blog zur historischen Krippe schon eingegangen bin, ist aufgeladen.

Anders als in den Apokryphen beschrieben sind hier nicht vier Kinder zu sehen, sondern eine Frau, ein Mädchen und ein Junge, die sich um die Flüchtigen kümmern. Ein weiteres Detail dieses sehr schön aufgebauten Szenenteils will ich jedoch noch ausdrücklich erwähnen: Der Herbergsvater, der in Szene 2 „Die Herbergssuche“ der historischen Krippe den „Bösewicht“ spielen musste, ist jetzt neu eingekleidet und erklärt Maria und Josef nun als hilfsbereiter, mitfühlender Mensch den Weg nach Ägypten.

Auch dieses kleine Detail zeigt deutlich, welch große Empathie der Krippenbauer Gerd Staus selbst seinen Figuren entgegenbringt.

Der Teilbereich zwei zeigt die Herberge im Normalbetrieb. Ein Mädchen und ein junger Mann sind dort im Einsatz.

Gerd Staus, der aktuelle Krippenbauer in Lichtenborn

Auf den Krippenbauer der historischen Weihnachtskrippe, Herrn Gerd Staus, bin ich in meinen Blogberichten zu diesem Thema schon mehrfach eingegangen.

In diesen Berichten habe ich gezeigt, dass Gerd Staus ein exzellenter Kenner nicht nur dieser historischen Krippe in Lichtenborn ist, sondern sich auch in den Krippen in einem größeren Einzugsgebiet auskennt. Er ist eine wunderbare Informationsquelle nicht nur über den Krippenbauer Pfarrer Joseph Klassen und seine Helfer, sondern auch über den berühmten Bildhauer Otto Zehentbauer und seine Figuren.

Über Pfarrer Joseph Klassen lässt sich nicht viel im Internet recherchieren. Deshalb ist es umso erfreulicher, dass Herr Staus (Tel.: 06554-958658) nach Vereinbarung Kirchen- und Krippenführungen anbietet.

Über die großen Leistungen von Gerd Staus als Krippenbauer habe ich in meinen Blogberichten auch schon mehrfach erzählt, und man kann diese auch an meinen Bildern erkennen.

Nicht alle Arbeiten vom Krippenbauer Gerd Staus sind sichtbar.

Es sind nicht nur die für jeden Besucher der Krippe sichtbaren Leistungen, auch „hinter der Bühne“ verrichtet Gerd Staus sehr viel Arbeit.

Die Moossuche beispielsweise beginnt schon im Oktober. Vor dem Aufbau der Krippe müssen die drei vorderen Bänke und der Marienaltar entfernt werden. Zwei der Bänke gelangen in den hinteren Teil des Kirchenschiffes, und eine Bank wird im Chorraum aufgestellt. Der Marienaltar wird in der Sakristei untergebracht.

Gerd Staus freut sich, dass seine Krippe nun über ein stabiles Untergestell verfügt. Dieses sowie der gesamte Unterbau sind in seinem Privathaus untergebracht und müssen zum Aufbau in die Kirche transportiert und dann dort aufgebaut werden. Die Wurzeln müssen über eine enge Treppe von einem Speicher der beiden Sakristeien heruntergeholt werden.

Das und noch vieles mehr leistet Gerd Staus alleine, denn Helfer hat er schon seit vielen Jahren nicht mehr.

Wie viele andere ehrenamtlich tätige Personen investiert auch Gerd Staus in seinen Krippenbau nicht nur Zeit und Arbeit, sondern auch Geld. So hat er z.B. den gesamten Unterbau, das Hintergrundbild, die Burg und viele andere Dinge aus eigener Tasche bezahlt. So wird die historische Weihnachtskrippe in Lichtenborn über die historische, künstlerische und religiöse Bedeutung hinaus auch zu einem persönlichen Geschenk nicht nur für die Pfarrei Lichtenborn, sondern für alle Besucher, die diese Krippe besuchen und sich an ihr erfreuen. Ich denke, dass alle Krippenbesucher Herrn Staus dafür sehr dankbar sind!

Abschließend sollte noch erwähnt werden, dass Gerd Staus den Grabstein der Brüder Joseph und Karl Klassen vor der Zerstörung gerettet hat, als der Friedhof in Lichtenborn umgebaut worden ist. Dieses außergewöhnliche Grabdenkmal hat er zurzeit privat eingelagert. Dort wartet es allerdings noch auf eine umfangreiche und kostspielige Restaurierung.

Meine Bilder zur fünften Episode „Flucht nach Ägypten“ in der historischen Weihnachtskrippe in Lichtenborn

In meinen Bildern nähere ich mich der Krippe zunächst vom Kirchenschiff aus, zeige dann eine Vollansicht und gebe danach Einblicke in die drei vorher beschriebenen Teilbereiche, ergänzt durch einige Abschnitts- und Detailaufnahmen.

Ausblick

Dieser fünften Szene, der „Flucht nach Ägypten“ in der historischen Weihnachtskrippe in Lichtenborn folgt die sechste und letzte Szene „Darstellung des Herrn im Tempel“.